Dienstag, 25. Dezember 2012

Coesfeld, den 25.XII.42



(21:40 Uhr)
Liebe Mutter + Christel!
Heute ist nun der 1. Weihnachtstag und fühle ich mich gesund und wohl trotzdem ich nicht zu Haus sein kann. Heute morgen bin ich um 8 Uhr aufgestanden gewaschen, gefrühstückt und bin dann in die Kirche gegangen. Anschließen in eine Wirtschaft Fleischbrühe mit Streusselkuchen trinken und essen. Dann ging ich ins Quartier zurück wo mich der Mann schon suchte welchem ich den Apparat so schön repariert habe, Er lud mich ein bei ihm zuhause mittag zu essen. Nach einigem Sträuben gab ich nach und ging um 1 Uhr mit ihm zum Mittagessen. Das war wie zuhause Schweinebraten, Erbsen + Möhren, Birnen und Kartoffel und als Nachtisch prima Pudding. Due hatten gerade geschlachtet und so konnte ich mich ruhig richtig satt essen. Die Leute waren aber auch prima, die ließen mich nicht in Ruhe so drängten sie mir die guten Sachen auf. Als Landser bracht man sich Gottseidank nicht zu schämen. Nach dem Essen sah ich dann eine Schnur und die Küchenlampe nach und nachher sagte die Frau ich könnte auch gut noch zum Kaffee dableiben worin ich mich ungern gern drin fügen mußte. Ich habe 1 1/12 Stunde in einem schönen Buch gelesen und dann kamen die guten Sachen nur so angerollt Kuchen auf Kuchen, nun ihr kennt mich ja da brauche ich kein Kommentar mehr zu schreiben. Jedenfalls hat es mir herrlich geschmeckt und die Leute hatten wirklich genug.

(Randnotiz)
Die schönen gutschmeckenden Sachen von zuhause sind ja zu schade das man sie ist aber leider mußte ich den ganzen Aufbau zerstören um zu meinem Recht zu gelangen, die schönen Rüschen, Zweige, und Glöckchen wie zuhause auf dem Teller.

(Seite 2)
Als ich mich nachher dankend verabschiedete gab die gute Frau mir auch noch ein Paket mit Butterbrote belegt mir Braten und Butter und Kuchen mit. Ich schied mit einem Gefühl wie zuhause. Die Leute sagten mir ich könnte jederzeit wiederkommen wo 5 Mann satt würden wäre auch für den 6. genug da. Anschließen ging ich nach einem kurzen Bummel ins Kino woraus ich nun eben gekommen bin diesen Brief schreibe und dabei die herrlichen Bratenbutterbrote esse. Gestern Abend haben wir hier Heiligen Abend gefeiert. Der Oberleutnant hat uns kurz besucht, wir sind hier jetzt augenblicklich höchstens 10 Mann. Dann habe ich auch gestern Abend das Weihnachtspacket angebrochen welches ich bis dahin unberührt ließ. Heute bekam ich ein Brief von Vatern er schreibt ich soll mich an den tausenden Kameraden trösten welche auch dieses Fest fern der Heimat feiern müßen. Ich habe mich darin gefunden das ich nicht nach Hause kommen kann und ihr müßt nicht denken das ich mit tottraurigem Gesicht hier säße, das hätte ja kein Zweck es ist nun einmal Krieg und daran ist nichts zu rütteln so bitter es manchmal ist. Also Kopf hoch. Ich werde die Tage schon gut und schön herumfeiern tapferer denn je. Also laßt auch ihr den Kopf nicht hängen es wird schon alles noch einmal wiederkommen das Vater ich und ihr wieder dieses schönste Fest zusammen feiern können. Nun wünscht Euch nochmals die besten Feiertage Euer Sohn und Bruder

Albert

(Randnotiz)
Das ich nun bald 19 Jahre werde, daran kann ich mich noch garnicht gewöhnen. 19 Jahre!!!

(sic!, Coesfeld, 19421225, MC)

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