Freitag, 21. März 2014

Im Osten, den 21.III.44



Im Osten, den 21.III.44
[Odessa]

Liebe Mutter u. Kick!
Heute erhielt ich Eure Briefe vom 12/II - 20/II Nr. 13 - 27/II Nr. 15 - 2/3 Nr. 16 und 3 Zeitungen, sowie Briefe von Vater vom 20/II und 4/III.
Schickt diesen Brief bitte an Vater weiter damit er auch Bescheid bekommt das ich seine Briefe erhalten habe, ich habe nämlich kaum Zeit und ist ja auch alles Schreibpapier mit dem Volkswagen ade gegangen.
Wir sind jetzt zurückgezogen und liegen in einer großen Stadt am Schwarzen Meer. Das Gebiet gehört schon zu Rumänien in dem wir uns befinden. Mir geht es noch gut und ich bin gesund die Hauptsache was? Von Adda erhielt ich auch einen Brief. Ich schrieb doch schon das das Paket vom 13/I schon vor längerer Zeit ankam. Heute zum Frühlingsanfang sieht es wahrhaftig so aus als wollte es Frühling werden, zu wünschen wärs.
O. schönes Italien - Frankreich und noch schöneres Deutschland, was haben wir verbrochen das man uns hierher schickt!!!
Nun sende ich Euch die herzl. Grüße und wünsche Euch ein recht frohes Osterfest, hoffentlich feiern wir es nächstes Jahr wieder im Kreis der Familie, Euer Albert

Donnerstag, 20. März 2014

Im Osten, den 20.III.44




Im Osten, den 20.III.44

Liebe Mutter u. Kick!
Gestern erhielt ich Deinen Luftpostbrief vom 12/III Nr. 18 Mutter und ein paar Zeitungen von Kick. Außerdem ein 100 Gramm Päckchen mit Pralinen von Jupp Drach. Das ich vor etlichen Tagen einmal so eine unmasse Post bekam, schrieb ich ja schon in einem Luftpostbrief. Habe eben auch an Vater einen Geburtstagsbrief geschrieben sodas er sich wohl freuen wird.
Mir geht es noch gut und ich bin gesund, was ja die Hauptsache ist. Die Sache mit meinem Volkswagen schrieb ich ja schon, bin jetzt in einer Gruppe eingeteilt. Wenn es schonmal länger dauert mit Post, so seid nicht ungeduldig, wir sind nämlich fast dauernd unterwegs von einem Abschnitt zum anderen, sodas es schwer ist regelmäßig zu schreiben. Augenblicklich kann ich Euch Grüße senden aus einer großen Stadt am Schwarzen Meer [Odessa], ich wünsche Euch alles Gute und einen baldigen Frieden.
Euer Albert

Mittwoch, 12. März 2014

Im Osten, den 12.III.44






Im Osten, den 12.III.44

Liebe Mutter u. Kick!

Was ist doch alles so nebensächlich auf der Welt und so unwichtig gegen das eine "sein Leben".
Das sieht man aber erst dann, wenn es bald mal soweit war, das man den Petrus um den Schlüssel der Himmelstür hätte bitte müßen. Schwein muß der Mensch eben haben und vor allen Dingen darf man auch dann nicht den Mut und Humor verlieren wenn es einem Russischen Panzer T 34 einfällt meinem bischen häufchen Leben ein Ende zu machen, vielmehr es waren an dieser Stelle mindestens 6 Stück. Die Kameraden von der anderen Seite also die Herren Russen hatten aber nicht damit gerechnet das ich trotz gehabter Kinderlähmung so gut laufen könnte und ich hatte aus alter Tradition und weil  es so matschig war einen Blauanzug über den Tuchanzug an. Dadurch konnte ich es mir erlauben durch eine niedliche Matschrinne ru robben trotzdem der Russe gerade dort versuchte uns auszulöschen. Ich konnte natürlich gerade das retten was ich an hatte, Gottseidank hatte ich in weiser Voraussicht mein ganzes Waschzeug im Brotbeutel am Koppel  welches ich ja überm Blauanzug anhatte. Sonst ist alles "la plü" finy. Was aus den Fahrzeugen geworden ist, darüber darf ich aus militärischen Gründen nicht reden vielmehr schreiben. Nun die Hauptsache lebt, Schiller mußte ja bekanntlich sterben.
Der Russe bricht aber auch immer wieder mit seinen schnellen Panzern durch, was natürlich oft bbittere Folgen hat.
Nun Komiß wird schon sehen das wir neue Klamotten bekommen es ist ja immer genug da von Gefallenen und Verwundeten. Also ist das weiter nicht wichtig, es ist klar das auch verschiedene liebe Sachen geblieben sind, aber es war mir eben nicht möglich noch etwas mitzunehmen, da die Biester einen wüsten Feuerzauber machten und man alles überzählige fortwarf. Zum Glück traf ich nachher einen von unseren Panzern wo ich Kommandant gemacht habe bis das wir sichere Linien erreicht hatten.
Als Pille für diese Sache erhielt ich denn heute auf einen Schlag 18 Briefe, kaum zu glauben was? Darunter waren Deine Briefe Mutter vom Weihnachtsfest - 22/1 - 25/1 -29/1 - 5/2 - 8/2 und den Luftpostbrief vom 23/2, außerdem von Kick Brief vom 2/2 und von Vater 2 Briefe. Die anderen waren von kleinen und großen Freundinnen und Freunden.
Also geht es mir trotz aller Scheiße noch gut und Ihr kennt mich ja, das kann mich alles nicht erschüttern auch wenn ich jetzt nur noch ein leichtes Handgepäck wie eine Wandersmann habe, man hat dafür aber auch keine Sorge mehr mit den Klamotten.
Mit dem Schreiben geht es natürlich nicht mehr so gut da auch alles Briefpapier futsch ist, aber ich schreibe ja doch immer wieder eine Nachricht. Meine Brieftasche mit meinen lieben Photographien habe ich aber noch aus dem Volkswägelchen herausgeholt, da fitschten schon die Stahlbohnen durchs Verdeck. Ich besehe mir immer wieder die schönen Bilder und denke dann was es doch schön wäre wenn wir wieder im Frieden alle gesund zusammen sein könnten, nun man rechnet ja allgemein damit das der Krieg diese Jahr zu Ende gehen werden, wie, das ist allerdings noch das Rätsel.
Nun hoffen wir das beste, es wäre wirklich zu wünschen! Nun sende ich zum Schluß die herzl. Grüße und bleibe wie immer
Euer Sonny