Donnerstag, 21. Februar 2013

Sonntag der 21.2.1943 in Ohrdruf


[Sonntag in Ohrdruf, den 21. Februar 1943]

Liebe Mutter + Christel!
Heute morgen ist so ein richtiger Frühlingssonntagmorgen. Vater würde sagen, heute gehen wir aus essen und machen vorher einen Spaziergang nach Mehlen. Die sechste Woche ist nun um und die letzten 14 Tage gehe ich entweder nach Iserlohn zurück mit einer guten Beurteilung oder wir bleiben hier um in einer neu aufgestellten Formation Gruppenführer - Stellvertreter - Fahrer oder sonst was zu werden. Der Dienst ist dann natürlich nicht mehr wie im Lehrgang sondern wie in jeder anderen Kompanie. Was genaues sagen kann man jedenfalls nicht. Es sind soviel Parolen im Umlauf, man muß erst mal abwarten. Gestern sind zum ersten Male seit der Lehrgang hier läuft welche auf Wochenendurlaub gefahren. Es ist jetzt so dass jede Woche zwei von einer Gruppe fahren, zuerst die Verheirateten und dann wir. Da verschiedene zu weit haben können diese Sonderurlaub von Freitagabends bis Montag morgens haben. Wenn wir hier bleiben sollten, werde ich wohl auch bald in Sonderurlaub kommen in ein paar Wochen. Alles ist natürlich wie bei Militär überhaupt alles etwas unbestimmt. Ich bin einmal gespannt was das alles gibt, es wird wohl im Sommer etwas großes geben. In Russland wird wohl dieses Jahr eine entscheidend Offensive gestartet werden [Sommer Offensive? Evtl. ein Hinweis auf die bevorstehende *Schlacht um Charkow* (Februar--März 1943) oder das *Unternehmen Zitadelle* (Anfang Juli 1943, Kursk)]. Gestern war ich im Varieté hier im Lagergasthaus was sehr nett war und allerhand geboten wurde. Abends war ich im [Seite 2] Film "Die lustigen Vagabunden" [Film von Armin Schweizer 1942.]. Es war ein sehr schöner Film und wir haben viel gelacht. Das Ausschlafen heute morgen bis 8 Uhr hat mal wieder gut getan. In Rüngsdorf wird wohl nicht mehr viel los sein, da jetzt auch noch Jahrgang 1925 [mit 18 Jahren] fort mußte zum Arbeitsdienst. An das Leben bei Militär muß man sich erst gewöhnen, besonders auf so einem Lehrgang muß man arg aufpassen, da jeder etwas werden will und die Litzen in der Fernen leuchten scheißt einer den anderen an und so ist von Kameradschaft nicht viel da. Der eine will etwas werden indem er dem Spieß andere meldet und der andere schmiert beim Gruppen- und Zugführer. Es gibt auch hier so verschiedene Schmierbeutel welche zu Hause eine Schokoladengroßhandlung haben und alle Tage ein Riesenpaket mit Keks-Schokolade Kunsthonig usw. usw. bekommen und natürlich bei Zugführer, Stubenältesten usw. wüste Abnahme finden. Ab und zu fällt auch für uns ein wenig ab, meistens gehen aber die vollen Pakete an uns vorüber. In dieser Beziehung denke ich genau wie Vater, wenn ich etwas werde, werde ich es nur durch mich selbst. Gelegentlich könnt ihr mir einmal ein Gläschen Haaröl schicken. Heute Mittag werde ich einmal in die Stadt gehen Kaffe trinken und Kuchen essen. Nun grüßt Euch herzlich
Albert

[Ohrdruf, 19430221, MC, Sommer Offensive, Film, Die Lustigen Vagabunden, Bad Godesberg, Rüngsdorf, Rusland, Jahrgang 1925, Haaröl]

Montag, 18. Februar 2013

Donnerstag der 18.2.1943 in Ohrdruf


[Ohrdruf, den 18.II.43]

Liebe Mutter + Christel!
Habe gestern Euren Brief vom 15.II.43 erhalten. Wir hatten heute eine größere Übung welche aber nur die Vorübung für eine noch größere Übung nächste Woche ist []. Wir sind mit den Fahrzeugen einmal in die Umgegend Ohrdrufs gekommen. Die Umgegend ist wie ich heute wieder festgestellt habe einfach herrlich und schön. Viele schöne Burgen auf tannenbewachsenen Höhen usw. wunderbar für schöne Spaziergänge und zur Erholung. Hier könntet ihr Morgenspaziergänge machen, wenn so die Sonne aufgeht. Wir haben öfters früh morgens schon Übungen und so gehen wir ins Gelände. Jetzt wo der Schnee wieder ziemlich hoch und Kiefern- + Tannenäste mit Schnee beladen sind ist das ein schönes Bild, wenn die Sonne darauf scheint []. Es ist nur schade, dass wir nicht viel davon haben, da wir immer soviel am Koppel hängen haben und so viel schleppen müßen, dass einem der Schweiß bei der größten Kälte ausbricht. Und dann im Laufschritt Angriff gegen eine Höhe und was da alles kommt, da weiten sich die Lungen besonders unter der Gasmaske. Mit den 8 Wochen das ist schon sowas, normal ist Anfang März Schluß… aber da ist soviel Gerede im Umlauf als wenn wir nachher bei hier neu aufgestellten Formationen U.Führer usw. werden sollten oder eingegliedert werden. Also 100 % ist das auch nicht man muß mal abwarten. Ich möchte nur nicht nach [Seite 2] 8 Wochen hier stehen und dumm drein sehen. Bei Militär ist ja wie ihr auch schon festgestellt habt alles möglich und mu0 man immer mit Überraschungen rechnen und kann man sich erst über was freuen wenn man es gehabt hat. Vorläufig ist aber noch alles beim Alten, also voraussichtlich Anfang Märt *Iserlohn* und von da aus hoffentlich *Urlaub*. Hier im Dienst ist alle Tage was anderes, entweder Nachtübung bis 24 Uhr oder Morgenübung ab 4 Uhr usw. usw. sodass ich wenn ich abends mal nichts habe, schon um 9 Uhr ins Bett gehe. Gesundheitlich wie immer auf der Höhe was ich auch von Euch hoffe. Es ist nur Scheiße, dass bei Militär alles langsam verschleißt und durch geht aber nach dem Krieg gibt es ja neues und ist der Krieg erst mal gewonnen ist das ja alles unwesentlich. Meine Zusatzverpflichtung ist nun langsam dem Ende zugekommen und bin ich so gut auf den Beinen wie früher es war, aber mal ganz schön trotzt dem zuwenig 1/4 L Blut. Ich habe Vater die letzte Zeit oft geschrieben und erhalte auch von ihm viel Antwort. Es ist für mich immer Abends das spannendste ob von Euch oder Vater Post kommt und ist große Freude wenn was dabei ist. Nun muß ich schließen denn der Stubendienst schimpft schon, dass er kein Platz hat zu wirken und da muß ich verschwinden. Gute Nacht und herzliche Grüße Euer
Albert

[Ohrdruf, 19430218, MC]

[
* Goebbels Rede im Sportpalast: "Wollt ihr den totalen Krieg?" - es lief nicht so gut.
]

Mittwoch, 13. Februar 2013

Samstag der 13.2.1943 in Ohrdruf




[Ohrdruf, den 13.II.43]

Lieber Vater!
Habe Deinen Brief vom 3. Febr. erhalten. Das Wetter hier ist augenblicklich großer Scheiße immer Regen sodaß [sic! Das erste "ß"] alles ein Lehm und Matsch ist und man am Putzen bleibt. Meine Fahrerausbildung hat hier überhaupt nichts zusagen, wir werden als Infanterie ausgebildet also als Pz. Gren (halb motorisiert und auch abgesessen). Jeden Morgen geht es ins Gelände zur Geländeausbildung welche wohl der Schwerpunkt unserer Ausbildung ist. Angriff (weil mittl. + nahe Entf. - Durchbruch - Verteid.) nach Kompaß + Kartenlaufen, Geländebeschreibung - Skizzenanfertigen usw. Waffentechn. Ausbildung in allen Waffen welche ein Pz. Gren. Reg. hat. Diese ist meistens mittags oder Nahkampfausbildung und Unterricht. Viel Waffenreinigung ist klar. Alles in allem ein richtiger Schleifkursus. z.B. [B in Kurrent] Sonntags Appell (Stuben - Spinde 1. Garn. 2. Garn. 2 Mäntel - Stiefel usw. usw. [Seite 2] Du wirst doch ungefähr wissen in was die einen alles kujonieren und triezen können. Die Die Gasmaske spielt eine sehr große Rolle und ist das von uns verfluchteste Stück. Zur Ruhe kommst Du hier praktisch nie, dadurch geht auch die Zeit so schnell herum.Über alles wird eine Beurteilung geschrieben vom Gruppen od. Zugführer. Gute Kameradschaft ist hier leider nicht, die war in der Rekrutenzeit besser wie hier. Hier will jeder möglichst zu seinen Litzen kommen und so ist das bei den Ob. Gefr. usw. eine große Stoßerei. Richtige Kameradschaft kommt erst an der Front, ich staune manches Mal was hier zu einem U. Lehrg. für Gesindel mit hingeschickt worden ist. Vorige Woche habe ich 1/4 Liter Blut gespendet für verwundete Kameraden und es hat meiner Gesundheit nichts geschadet. Ich habe dafür eine sehr schöne Lebensmittelzuteilung bekommen. z.B. 2 Fl. Rotwein - 2 Pfund Äpfel -2 Pfund Butter - 5 Eier - 250 gr. Wurst - Schokolade + kond. Milch. Sehr gutes Zeug und bestimmt allerhand für den 1/4 Liter Blut. In der Rekrutenzeit habe ich nicht viel mit M.G. zutun gehabt da ich auch nachher im Fahrerzug war, hier habe ich  alles nachgeholt und jetzt bin ich sogar für Alarmfall als M.G. Schütze eingeteilt worden weil ich ein guter Schütze bin. Bei dem letzten Scharfschießen war ich wieder bei den Besten trotzdem ich doch sehr nervös bin. Schießen war ja auch von je her eine Leidenschaft von mir. Meine Beine werden den Lehrgang überstehen, wenn ich auch mit Gepäck nicht gerade gut laufen kann. Die Füße sind gut und sind immer in Ordnung nur die Knie sind nach der hier manches Mal sehr großen körperlichen Anstrengungen recht schlapp. Aber es ergeht nicht nur mir so, selbst die Ob. Gefr. usw. welche [Seite 3] schon allerhand mitgemacht haben sagen sowas hätten sie noch nicht erlebt wie hier mit uns umgegangen wird. Dafür ist Ohrdruf ja auch in ganz Deutschland bekannt aber nach jeder Schleiferei wird nachher immer wieder gelacht und das schlechte vergessen und das schöne behalten wie es jeder Landser macht. Uns kann nichts erschüttern und wenn es sein müßte würde noch ein Lehrgang mitgemacht denn nachher sagt man immer "war halb so wild". Nach dem Lehrgang werde ich versuchen irgendwie wieder in mein Fach hinein zu kommen vielleicht Panzer Nachrichten wo auch Funker usw. gebraucht werden und was sehr interessant ist. Zuerst werde ich jedenfalls nach dem Lehrgang Urlaub einreichen und mal ein paar Tage zu Hause verbringen. Es grüßt Dich nun in alter Frische Dein Sohn *Albert*

Die Ausdauer welche man hier haben muß habe ich auch viel der Ruderei zu verdanken. [Seite 4] Ich staune manches Mal wenn man so 2 Stunden im nassen Dreck gelegen hat dass ich nachher keine Lungenentzündung oder Unterleibserkältung habe. Dafür hatte ich aber im Rudertraining zu oft (trotz dem mütterlichen Geschimpfe) im Regen - Hagel - Wind oder zwischen Eisschollen meine Abendliche Trainingsfahrten gemacht. Dadurch halte ich solche Sachen ganz gut aus, wo viele sich schwer erkälten. Die Bratkartoffel waren zwar immer verbrutzelt wenn ich spät nach Hause kam und Mutter schimpfte, dass ich trotz der Kälte nur 1 Turnhose und nur das Trikot anhatte anstatt 2 Pullover. Ich denke immer, gerne an die Arbeit zuhause und die daran anschließend abendliche Trainingsfahrten und Rennen. Ich freue mich wenn es wieder los geht mit der Arbeiterei dann wird aber gearbeitet und in der Freizeit sich das Leben schön gestaltet. Hoffentlich recht bald wieder.
Albert.

[Ohrdruf, 194302, V, Rudern]

Dienstag, 12. Februar 2013

Freitag der 12.2.1943 in Ohrdruf



[Ohrdruf, den 12.II.43]

Liebe Mutter + Christel!
Schicke hiermit die Raucherkarte, ihr gönnt sie für Vater gebrauchen. Wir haben jeder heute 50 Zigaretten bekommen + ich habe auch noch welche von mir, also braucht ihr mir keine Rauchwaren zu schicken. Ich habe heute ein Packet Äpfel von Walbröls bekommen. Es kam gerade richtig da Obst sehr gut ist für das Blut. Meine Lebensmittel für die Blutspende habe ich auch heute bekommen und zwar ist das allerhand: 1 Pfund Butter - 2 Pfund Äpfel - 250 gr. Wurst - 5 Eier - 1 Dose kons. Milch - 5 Tafeln Schokolade, alles gute Sachen und kann man sich die Butter ordentlich schmieren. [Seite 2] Mir geht es noch gut was ich auch von Euch hoffe. Die Tage gehen sehr schnell herum. Morgen im Brief mehr.
Gruß Albert

[Postskriptum]
Eben erhalte ich den Brief mit Brot - Fleisch + Fettmarken, es ist ja viel zuviel was ihr da geschickt habt. Ich trinke jetzt Rotwein, warm mit einem Ei herein geschlagen. Äpfel habe ich jetzt ja viele und werde tüchtig essen. Schlapp fühle ich mich nicht. *Albert*

[Ohrdruf, 19430212, MC, Packet]

Samstag, 9. Februar 2013

Dienstag der 9.2.1943 in Ohrdruf




[Dienstag in Ohrdruf den 9.II.43]

Liebe Mutter + Christel!
Gestern Abend kam der Unteroffizier vom Dienst bei uns auf die Stube und las Namen vor, von jeder Gruppe 2--3 Mann. Unter diesen war auch ich. Wir waren bestimmt worden heute morgen 1/4 Liter Blut zu spenden für verwundete Kameraden an der Front. Wir gingen nun heute morgen in die Blutspenderstelle, viele Uffz.- Feldw.- Leutn. usw. waren schon da. Unser Leute. ging auch mit, sogar der Komp. Chef und der Major waren da[]. Immer dreien zusammen wurde nun 1/4 Liter Blut abgezapft. Ich hatte das mir schlimmer vorgestellt, weil viele schlapp machten, aber mir hat es nichts ausgemacht, ich bin jetzt um 11:30 Uhr noch genau so munter wie vorher. Zum Ausgleich, also dass wir wieder Blut bekommen bekommt jeder der Blut gespendet hat [] ungefähr 2 Gl. Rotwein - Butter - Wurst - Schokolade - Tr. Zucker usw. Auf der Blutspendestelle war ein Betrieb, also sowas, ich glaube heute waren es 800 Mann die dort unten waren, darunter viele Offiziere. Somit habe ich wenigstens auch was für die Kameraden getan, das Blut werde ich, da ich gesund bin schnell wiederhaben.
Eben habe ich ein Päckchen abgeschickt worin das Blecheimerchen, 1 Glas, 2 Paar Strümpfe, 1 def. Taschenlampe und im Blecheimerchen 4 Gläschen Fleckenwasser sind. Probiert das Fleckenwasser, wenn es gut ist kann ich noch mehr schicken da es doch knapp ist. Hier in der Kantine gibt es überhaupt [Seite 2] oft Sachen welche man sonst nicht mehr bekommt. Das Wetter ist augenblicklich kalt und die Erde trocken Für den Dienst ist das gut, wenn man auch manchmal friert -- das ist gesund []. Was macht Vaters Skifahrerei, macht es Fortschritte? Sonntag habe ich mir mal einen guten Tag gemacht[]. Ich bin ganz allein losgezogen, weil die Anderen schreiben wollten -- ich hatte das Schreiben satt[]. Ich bin in die Stadt, zuerst da und dann dort Kaffeetrinken gegangen. Man bekam Kuchen und feine Plätzchen, die Plätzchen auf Roggenmarken. Dort bin ich dann mal 2 Stunden sitzen geblieben und habe mir den Betrieb angesehen. Abends bin ich dann in den Film "Clarissa" gegangen ins Lagerkino. Der Spieß wird heute auch beschissen denn der Uffz sagte heute morgen für uns wir sollten für den Spieß sagen wir wären schwach + schwindelig. Dadurch haben wir heute einen freien Tag. Nun sendet Euch einen herzl. Gruß Euer Sohn+Bruder
Albert

[Postskriptum]
Entschuldigt die schlechte Schrift denn ich schreibe diesen Brief auf dem Bett. Oke

Was gibt es denn noch Neues in Godesberg

[Ohrdruf, 19430209, MC, Blutspende, Kino, Clarissa]

[
* Die USA gewinnt nach 6 Monaten die Schlacht um Guadalcanal. Einer der Wendepunkte im 2. Weltkrieg.
(de.wikipedia.org, Zugriff 25.12.12)
]

Freitag, 8. Februar 2013

Montag der 8.2.1943 in Ohrdruf




[Ohrdruf, den 8.II.43]

M. L.!
Anbei schicke ich Euch mein Postsparbuch. Verwahrt es gut. Wenn ich wieder mal nach Deutschland [Ohrdruf war und ist zwar in Deutschland aber offensichtlich ist alles was nicht Rheinland ist erstmal Ausland.] komme brauche ich es ja wieder.
Herzl. Gruß
Albert

[Postscriptum]
Sonst ist alles o.ke


[Ohrdruf,19430208, ML, Postsparbuch, Feldpostkarte]

Donnerstag, 7. Februar 2013

Sonntag der 7.2.1943 in Ohrdruf


[Ohrdruf, den 7.II.43]


Liebe Mutter + Christel!

Nun bin ich den 5. Sonntag in Ohrdruf. Heute ist kein Appel weil wir bis gestern eine Übung hatten und die Spinde usw. alles wieder einräumen mußten. Da wir Sonntags bis 8 Uhr schlafen können konnte ich mich heute noch mal ausschlafen, denn sonst bekommen wir wenig Schlaf. Das Einschreibe Päckchen und das andere Päckchen habe ich erhalten. Die Essachen waren prima und haben gut geschmeckt. Wenn der Unterführer Lehrgang nur 8 Wochen dauert habe ich nun die Hälfte herum. Die anderen 4 Wochen gehen auch herum, die Zeit vergeht ja, das ist einfach doll. Bis jetzt ist meine Beurteilung gut wie der Uffz. sagt und ich denke, daß es auch weiter so buht geht. Diese Woche hatten wir Scharfschießen im Gelände, mit M.G.-Gewehr + Pistole. Im M.G. + Gewehrschießen war ich wieder der Beste meiner Gruppe. Wir also unsere Gruppe hatte am Donnerstag Gruppenabend im Lagergasthaus. Wir hatten den Leutnant-Feldw. + die 2 Unteroffiziere eingeladen und waren zu 16 Mann also zusammen. Wir haben Wein, Schnaps + Bier genug bekommen. Einer [] aus der Gruppe hatte Beziehung zu Gels + Schokolade und so wurde der Abend sehr nett. Es wurde 1 Uhr ehe wir im Bett lagen. In 14 Tagen oder 1 Woche haben wir einen Zugabend, zu diesem benötige ich 50 gr. Fleisch + 10 gr. Fett, wenn ihr mir diese schicken könnt wäre ich sehr dankbar. Das Wetter ist furchtbar ungünstig, alles ist ein Matsch und man [] ist immer am bürsten + putzen.

[Seite 2]
Den Brief mit Brotmarken habe ich auch dankend erhalten. Was macht eigentlich Josef Drach, ich habe solange nichts mehr von ihm gehört, hoffentlich ist er nicht in dem Mist unten im Kaukasus drin. Ich freue mich wenn ich mal ein paar Tage Urlaub bekomme damit ich mal wenn ich andern Morgens wach werde mir sagen kann, heute hast du keinen Dienst und kannst Kaffee trinken wann du willst. Ich habe mich sonst ganz gut an das Militärleben gewöhnt, das arme Bier was manches mal bekommt wird  wird unterdrückt.

8.2.42

Nun ist es Montag geworden, ich bin nachmittags gestern in die Stadt Ohrdruf gegangen und habe mal richtig Kaffe getrunken. Als ich aus der Stadt wiederkam machten sich die Kameraden dertig für ins Kino zu gehen. Damit ich mal ein bißchen Abwechslung hatte bin ich mitgegangen. Der Film "Clarissa" war ganz schön und war ich froh das ich mitgegangen war. Ich bin zwar nicht dazu gekommen diesen Brief gestern fertig zu schreiben. Wenn ich   ein Kinostück sehe bekomme ich immer Heimweh, sonst nie aber wenn so ein Film aus ist und man wieder in die Wirklichkeit zurückkehrt denkt man immer an zuhause. Sonst habe ich mich an das fernsein gewöhnt nur die Freude am Urlaub ist groß. Nun grüßt Euch recht herzlich in alter Frische und Eile Euer
*Albert*

[Postscriptum]
Für gesunde Menschen ist alles halb so wild, ich komme in allem mit, wenn ich auch manchmal müde Beine habe.

[Randnotiz Seite 2]
Klein kriegen sie uns nicht und das macht auch den Führern Spaß.

[Ohrdruf, 19430207, MC, Josef Drache, Kaukasus, Kino, Clarissa]

Freitag, 1. Februar 2013

Sonntag der 31.1.43 in Ohrdruf


[Ohrdruf, den 31.I.43]

Lieber Vater!

Habe Deinen Brief vom 21. Jan. über Greiz. dankend erhalten. Ich freue mich immer und es ist das schönste von zuhause oder von Dir Post zu bekommen. Ja die Hochzeit in Weindorf das war ein schöner Abschluss meines Privatlebens und bin ich jetzt froh, daß ich Abends nicht noch nach Hause gefahren bin. Die Bilder sind ganz nett geworden. Der Dienst hier ist furchtbar lang, hart und streng. Man bekommt kaum Zeit zum (scheißen). Jede Woche einmal Nacht oder Frühübung. Die ganzen theoretischen Themen für Unteroffiziere oder Gruppenführer müßen wir alle lernen und ausarbeiten. Das ist Abends eine dolle Schreiberei hier auf der Stube. Der Truppenübungsplatz ist das richtige Gelände für Unterführer nach allen Schikanen auszubilden und das nützen die auch aus. Die Ausbilder hier sind ganz in Ordnung (der Dienst wird ja auch nicht von ihnen bestimmt) sondern es geht darum uns hart zu machen und als Gruppenführer auszubilden. Wir gehen jeden Morgen ins Gelände, Mittags meistens Schießausbildung usw. Bis 7--8 Uhr geht der Dienst meistens hier. Dann haben wir viel Dienst unter der Gasmaske und ich bin noch nie so fertig gewesen wie als M.G. Schütze unter der Gasmaske. Manches Mal schütteln wir nur mit dem Kopf über das was die mit uns machen. Die Schüler (Uffz - OGefr -Gefr - und auch Pz. Gern wie wir) werden hier manchmal behandelt wie Strafgefangene, so kommt es einem wenigstens vor z.B. wenn man den

[Seite 2]
ganzen Morgen unter der Gasmaske gerannt ist. Wir bekommen hier aber allerhand gelernt. Ich bin ganz heiser vom kommandieren vor dem Zug od. Gruppe. Jeder muß einen Tag als Zug od. Gruppenführer sein. Vorigen Montag hatten wir das erste Gewehr und Maschinengewehr Scharfschießen. Das Gewehr hatte ich ganz neu also noch nie mit geschoßen und doch Schoß ich als bester meiner Gruppe und als einer der drei besten meines Zuges (36 Mann), Ich Schoß liegend freihändig 12 - 6 - 12 = 30 Ringe auf 150 Meter! Die 6 sollte auch was anderes werden aber da war mir der Abzug durchgegangen was der Leutnant bedauert hat. Ich bin im 1. Zug und der 1. Zug hat als Zugführer einen Leutnant ein prima Kerl. Beim M.G.  schießen war ich einer der wenigen welche bei 5 Schuß Einzelfeuer 5 Treffer hatten. Somit ein für mich erfolgreicher Tag. Morgen geht es wieder zum Schießstand, hoffentlich habe ich wieder viel Glück. Schießen gehe ich immer gerne schon in Coesfeld stand mein Name auf dem schwarzen Brett unter den besten Schützen als ich 100 m liegend aufg. 34 Ringe geschoßen hatte und mit M.G. bei 5 Schuß 5 Treffer. Der Leutnant sagt ich hätte die richtige Kommandostimme, die müßte nur ausgebildet werden. Der Lehrgang dauert wahrscheinlich (hoffentlich) 8 Wochen, danach denke ich nach Coesfeld zurückzukommen und von dort Urlaub zu bekommen. In Russland und Afrika sieht es ja bös aus und wollen wir hoffen, daß der Russische Einbruch bei

[Randnotiz Seite 2]
Stalingrad zum halten kommt. In Afrika ist es ja wohl aus, also Lybien [y in Kurrent] wird wohl verloren sein. Das hatte ich nicht erwartet wo wir doch so nah vor Alexandria standen. Im Sommer werden die Russen wohl wieder richtig einen auf den Hut bekommen.

Es grüßt Dich nun herzlich Dein Sohn *Albert*

[Randnotiz Seite 1]
Das Wetter ist denkbar ungünstig für den Lehrgang, die Putzerei regt einen auf, jede freie Minute hat man eine Bürste in der Hand für den Dreck + Matsch auszubürsten. Am besten ging man im Feldanzug mit Ausrüstung unter die Brause.

[Ohrdruf, 19430131, Russland, Stalingrad, Afrika, Libyen, Alexandria]


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* Kapitulation der im Nordkessel eingeschlossenen deutschen Einheiten in der Schlacht von Stalingrad im Russlandfeldzug des Zweiten Weltkriegs. Etwa 90.000 (!)Soldaten geraten in Gefangenschaft.
(de.wikipedia.org, Zugriff 24.12.2012)
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