Sonntag, 22. September 2013

Mittwoch, der 22.9.1943 in Italien





[Italien, den 22.9.43]

Lieber Vater!

Heute bekommst Du aus einer bekannten Stadt an der Adria Nachricht von mir. Nachdem wir viele Städte des Inneren Italien gesehen haben sind wir nun mit unseren Fahrzeugen hier angekommen, aber auch hier werden wir nicht lange bleiben. Sobald unser Auftrag erfüllt ist geht es weiter und das ist meistens ein paar Tage nur. Die Italiener werden entwaffnet, auch die Zivilbevölkerung muß die Waffen abgeben was wir überwachen. Des öfteren tritt noch mal irgend ein Widerstand auf oder es geben Zwischenfälle die aber von uns schnellstens und bestens behoben werden auf militärische Art. Zum ersten Male seitdem wir in Italien sind haben wir nun ein Dach über dem Kopf denn wir liegen in einer Kaserne. Was sich an Kasernen und Lager nicht ergab und erkämpft werden mußte war natürlich für uns eine Beute und was in so einer Kaserne an Verpflegung und Bekleidung liegt kannst Du Dir ja denken. Ich wünschte ich könnte ein Bruchteilchen mit nach Haus schleppen. Gottseidank fahre ich einen LKW und zwar [Seite 2] den Ersatzteilwagen und kann so schon etwas mitnehmen. Da man nichts nachhause schicken kann und von Zuhause auch nichts geschickt bekommen kann ist der Paketverkehr ja auch unterbrochen. Ich denke aber das das aufgehoben wird. Die Bestimmung war ja da, das man nichts schicken konnte und das keine Kreditscheine galten, aber seit der Kapitulation gelten nun auch Kreditscheine wieder. Italien sollte nicht wie Frankreich + Belgien so ausgekauft werden. Hier gibt es nämlich trotzdem Krieg ist schon solange jetzt noch Kakao, Schokolade, Sahne usw und noch andere Artickel. Allerdings ersteres vorzugsweise in den Kaffees fertig zum Trinken. In Eisgetränken usw. haben die Italiener ja was los, das ist aber auch alles. Das es keine Soldaten sind sieht man aus allem heraus. Das Volk ist zu träge und hat keinen Mumm. Meistens geht alles spazieren, tut nichts und es gibt soviele wehrfähige die in der Stadt herumlömeln. Die meisten Soldaten haben sich bei der Kapitulation Zivil angezogen und sind jetzt alle zuhaus. Verschiedene Teile sind zu uns getreten und wieder andere machen noch Schwierigkeiten und kämpfen noch vereinzelt. Wo wir solche treffen geht alles ruck zuck. *Pistolenmangel* habe ich [Seite 3] jetzt keinen mehr, fast jeder Landser trägt eine da genug da waren. Auch sonstige Klamotten sind genug da, wie Bergschuhe, Hemden usw. usw! In der Nacht der Kapitulation besetzten wir das Gefangenenlager und die Kaserne der Stadt in der wir lagen und wurden die It. Soldaten entwaffnend außer denen die mit uns gehen wollten. Vorher durften wir noch nicht mal in Häuser Quatier beziehen oder irgend etwas beschädigen oder sonstwas machen was den Italiener ein Dorn im Auge sein könnte, jetzt ist es ganz anders, es ist so ähnlich wie in Frankreich. Durch das herumfahren sieht man etwas vom Land und ist so ist das Leben interessanter als wenn man in einem Ort bleibt. Heiß ist es hier noch immer und ist Wasser eine Wohltat. Urlaub bekommt vorläufig noch keiner. Ich hoffe nur das der Engländer bald einen Gegenschlag bekommt damit unser Reichsgebiet wieder Ruhe hat. Was hier in Italien noch wir kann man als einfacher Soldat nicht beurteilen überhaupt wie das alles noch werden oder einmal enden soll. Meinen Humor und einen geraden Blick in die Zukunft aber behalte ich und werden gewinnen nur muß die Geduld und der Glaube da sein. Ich hoffe doch das alles gut geht denn auf den [Seite 4] Führer vertraue ich wie immer. Mir geht es sonst noch prima, bin gesund und munter es schmeckt mir noch alles und der Stuhlgang ist in Ordnung. Über schlechten Schlaf habe ich nicht zu klagen nur den verdammten Mücken wünsche ich den Tod. Nun grüßt Dich recht herzlich in alter Frische und Gesundheit Dein Sohn

Albert

Wie gefallen Dir die großen Bilder von mir? Hast Du meinen letzten Brief mit Photo bekommen?

Was treibst und machst Du denn noch?

Auf baldige Antwort wartend;
Albert

Hoffentlich ein baldiges Wiedersehen in der Heimat!

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