Dienstag, 22. Januar 2013

Ohrdruf, den 22.I.43


Liebe Mutter + Christel!

Die Kameraden sind zum Baden und da ich ja so lange erkältet war bin ich lieber nicht mitgegangen damit es nicht wieder kommt. In der Zeit will ich nun diesen Brief anfanden. Ohrdruf ist ein winziges Städtchen, der Truppenübungsplatz liegt etwas abseits. Das Gelände des Truppenübungsplatzes ist riesig und mit allen Schikanen ausgerüstet. Die Ausbilder sind soweit ganz gut nur der Dienst dauert zulange und nach dem Dienst müssen die Themen welche gestellt werden alle nicht ausgearbeitet werden. Es gibt welche die schreiben bis 1-2 Uhr Nachts. Ich werde mich hüten diesen Blödsinn mitzumachen da man am anderen Tag zu, Geländedienst kaputt ist. Ich mache immer das ich tagsüber in den freien Minuten beikomme. Ich habe die ganzen versäumten Themen beigeholt ohne Nachts aufzubleiben denn Schlaf + Essen ist hier das wichtigste.

23.I.43
Heute morgen war um 8 Uhr Wecken, von 9:30--10:45 Uhr war Stuben + Spindappel, wenn Ihr Euch richtig vorstellen könnt was das ist auf einem Lehrgang. Dann war noch Kleiderappel in der Exerzieruniform, mein lieber Schwan, wir sind vor lauter Schrubben waschen und bürsten nicht zum Kaffetrinken gekommen. Die Stube war nicht ganz rein, also minimal da mußten wir nochmals schrubben und war um

[Randnotiz]
Mutter das Du keine Langeweile hast freut mich und kannst Du wenigstens mal alles in Ordnung machen ich weiß ja wie gerne Du sowas tust. Die Ruhe des Geschäftes tut Dur auch mal gut, mach nur das Du tüchtig zunimmst!

[Seite 2]
14:00 Uhr nachmals Appel. Dann endlich hatten wir frei und ich konnte mich waschen und ordentlich anziehen. Jetzt sitze ich und schreibe Euch diesen Brief. Ich hatte die ersten Tage des Dienstes wieder einen furchtbaren Muskelkater weil ich das alles nicht mehr gewohnt war durch den gemütlichen Fahrerzug in Coesfeld. Das Gehetze hat nur das Gute das die Wochen herumfliegen. Es ist nur schade für die Zeit, man geht aufs 20. Lebensjahr zu und hat nichts von der Jugend gehabt, aber ich hoffe das noch eine schöne Zeit des Zusammenlebens kommt. Hier ist es so ähnlich wie Fred es von der SS erzählt hat, meistens geht man mit dem ganzen Kram an den Wasserkranen und brüstet es pitschnass aus. Wir sind immer am putzen. Wenn man bedenkt das die O Gef. Gefr. und sogar Unteroffz das alles genau so als Schüler mitmachen müßen wie wir so kann ich nur mit dem Kopf schütteln und staunen. Habe heute die Karte von Christel erhalten. Ihr könnt beruhigt sein, ich bin wieder ganz gesund. In der Freizeit sieht man hier alle Mann mit 3-4 Schreibhefte vor sich sitzen und eifrig Themen schreiben. Gerne sind wir alle nicht hier aber es ist jetzt hier so, das uns nichts mehr erschüttern kann und die alten O Gefr. die schon 5-6 Jahre dienen kann man nicht mehr so leicht veraschen und das ist für und auch günstig Nun grüßt Euch herzlich und in alter Frische Euer Sohn und Bruder
Albert

[Randnotiz]
Mit Herr Wibbelmann das ist sehr traurig wo die Familie so anständig war. Das Notizbuch von Christel kann ich sehr gut gebrauchen. Von Vater habe ich lange keine Nachricht mehr. Der Schlot soll was mehr schreiben.

[sic!, Ohrdruf, 19430122, MC, Wibbelmann, SS]



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