Freitag, 18. Januar 2013

Ohrdruf, den 18.I.43


Liebe Mutter + Christel!

Ich war nun 1 Woche im Revier. Nun da ich wieder so gesund wie vorher bin kann ich es ja schreiben da jetzt jedoch jede Aufregung zuspät käme. Ich hatte Mandelentzündung zieml. schlimm und war auch schwindelig dabei. Da habe ich mich vorigen Montag krank gemeldet und habe mich in Revier gelegt. Die ersten zwei Tage taten die Mandeln und das Schlucken sehr weh. Ich bekam eine Spritze gegen Diphterie damit ich keine Diphterie bekäme. Mittwochs war es schon besser und die Zeit bis heute war es herrlich im Revier. Ab Donnerstag hatte ich eigentlich nichts mehr richtiges. Ich habe die Tage nur geschlafen, gelesen und gegessen. Den Brief und die 2 Bilder welche ich bekam habe ich mir sehr oft angeschaut. Es war eine sehr schöne sorgenlose Wiche. Die Kameraden mußten während dieser Zeit im Matsch herumrutschen. Jeden Tag kamen viele Neuhalskranke in Revier. 20 % der Kompanie hatte es im Hals. Es war schlimm, das Revier war richtig überlaufen. Aber ich hatte mein warmes weiches Bett und als das Schlucken nicht mehr weh tat war es richtige Erholung. Die Sonne scheint jetzt hier so herrlich und ist *augenblicklich* sehr schönes Wetter. Bis Donnerstag brauche ich  jetzt keinen Dienst mit zumachen nur in der Stube bleiben. Mir geht es sonst noch ganz gut. Über die 2 Bilder habe ich

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mich sehr gefreut. Wenn ihr noch welche habt, bitte nicht verschenken damit ich sie mir später ansehen kann. Die Bilder sind gut geworden was, da war man wenigstens noch ein freier Mensch. Hoffentlich kehrt einmal so eine schöne freie Zeit wieder. Die Sanitäter im Revier haben nicht die leiseste Ahnung von Krankheiten die Fieberkurve mußte ich mir selber aufzeichnen und sonst mußte immer der Oberarzt angeben was gemacht werden mußte.
Die Sanis gaben nur immer Tabletten, ich habe ein ganzes Döschen voll davon. Thüringen ist an sich herrlich nur der Truppenübungsplatz dürfte nicht sein. Es kann sein das der Lehrgang hier nur 8 Wochen dauert, hoffentlich stimmt das. Wenn ihr den Koffer schickt könnt ihr diesen ruhig abschließen denn ich habe noch 2 Schlüssel hier. Es ist immer schön wenn man von zuhause Post bekommt die Briefe kann man immer ein paar mal lesen und denkt dann wie schön es zuhause ist. Aber die Hauptsache ist man bleibt gesund damit man nach dem Scheiße wieder gut zusammenkommt. Ihr könnt mir auch noch mal ein paar Sachen schicken dann schicke ich welche zum Stopfen. Helga schrieb mir auch eine Karte aus dem Schwarzwald und vom Bodensee. Was solche Leute es doch trotz dem Krieg noch gut haben. Mutter was machst Du denn den ganzen Tag zuhause ist es Dir nicht langweilig. Nun grüßt Euch recht herzlich und wieder in alter frische Euer
Albert

(Postskript)
*Schreibt tüchtig!*

(sic!, Ohrdruf, 19420118, MC)


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* Die Rote Armee nimmt das südlich des Ladogasees gelegene Schlüsselburg (Petrokrepost) ein und stellt damit erstmals wieder eine Landverbindung mit dem seit dem 8. September 1941 von Deutschen belagerten Leningrad her.
* Im Warschauer Juden-Ghetto kommt es zum Widerstand gegen die Deportationen.
(chroniknet.de, Zugriff 24.12.2012, http://www.chroniknet.de)
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