Mittwoch, 25. Dezember 2013

Weihnachten im Osten 1943




Weihnachten im Osten 1943

Liebe Mutter u. Kick!

Zuallererst wünsche ich Euch zum heutigem Tage ein recht frohes Weihnachtsfest, auch allen im Hause wünsche ich dasselbe. Dies ist nun das zweite Weihnachtsfest was ich nicht zuhause verlebe, dieses Jahr bin ich sogar im Osten. Gerade jetzt um die Weihnachtszeit greift der Russe mit ganzer Stärke an und sind wir ständig im Einsatz. Gottseidank sind wir wenigstens diese Tage in einem festen Quatier und haben etwas Ruhe. Leider mußten diese Kameraden in den Gruppen heute morgen schon wieder raus da der Russe wieder angriff. Hoffentlich dauert es nicht zu lange bis das die Kameraden wieder in die Quatiere kommen. [Seite 2] Hiermit möchte ich Euch vor allem einmal herzlich danken für die lieben wunderbaren Päckchen, das erst bekam ich vor vier Tagen und das zweite gestern am heiligem Abend. Es ist ganz komisch aber die Päckchen von Euch unterscheiden sich schon in der Verpackung von allen anderen, alles so liebevoll eingewickelt und zurechtgemacht einfach prima. Viele Kameraden bekommen Päckchen die krumm und scheel sind, die Plätzchen reingehauen alles nur Krümmel weil alles zerbrochen ist. Das kommt bei Euch nie vor, schon an der äußeren Verpackung erkenne ich von weitem ein Paket von Euch da es sauber gepackt und geschnürt ist und noch mit Klebestreifen sauber verklebt und eine anständige Adresse drauf. Das Herz lacht einem wenn man solch ein Päckchen innen anschaut, all die feinen Marzipankartöffelchen und Plätzchen, das ist was leckeres. Auf so was ist Vater auch sehr, genau wie ich. Ich kann nur nicht begreifen wie Ihr von der mageren Zuteilung solche Päckchen schicken könnt, da habt Ihr Euch bestimmt wieder alles vom Munde abgespart. Die kleinen Weihnachtssträßchen schmücken jetzt das Amaturenbrett meines Volkswagens und erinnern mich immer an Weihnachten zuhause. Bei der Bescheren war immer alles so schön aufgebaut in Papier gewickelt und mit Sträußen versehen. Gerade Weihnachten war es so schön gemütlich und prima zuhause, sodas man am liebsten immer im gutem Zimmer geblieben wäre. Hoffentlich sind wir zum nächsten Weihnachtsfest wieder zusammen. Wir haben hier auch das Fest gefeiert und war es für unsere Verhältnisse ganz prima. Man ist eben schon so [Seite 3] Soldat das man einsieht das es noch wichtiger ist das gerade zum Weihnachtsfest die Heimat beschützt sein will als das alles in Urlaub fährt. Heimweh kenne ich keins denn dazu bin ich zu sehr Junge und wenn man sich erst mit Heimweh abgeben soll, das ist nicht gut wenn ein Soldat zuviel an zuhause denkt. Immer gerade aus sehen ist für einen Soldat an der Front das beste, mit den Gedanken immer bei der Sache sonst hat man nachher einen verplättet ohne das mans gemerkt hat. Wenn auch alles eine Bärenscheiße ist so hat das Leben außer dem totgeschossen werden doch einen gewissen Reiz und möchte ich wenn ich gesund nach Hause komme, die Erinnerung an das Abenteuerleben bei Kommiß nicht missen. Es gibt doch vieles was man im Zivilleben nie erlebt hätte und nie zusehen bekommen hätte. [Seite 3] Und doch, würde einer mir die Entlassungspapiere geben und sagen für dich ist der Krieg aus, sofort würde ich mich auf die Socken machen und sorgen das ich heim käme. Einfach wärs ja wenn ich mit dem Volkswagen in Richtung Kölle abzwitschern könnte. So das wäre ungefähr alles für heute ich wünsche Euch ein recht glückliches neues Jahr das hoffentlich den Frieden bringt. In ein paar Tagen werde ich nun schon zwanzig Jahre, da könnte ich schon bald die Meisterprüfung machen was? Was wäre das prima wenn wir jetzt wi ich doch schon älter bin wieder zusammen arbeiten könnten. Nun hoffentlich kommt alles mal wieder. Es grüßt Euch und alle im Hause nun recht herzlich wie immer Euer

Alberts

1 Kommentar:

  1. Ich habe damals mit dem VW Leasing einen richtigen Glücksgriff gelandet. War in der Situation absolut passend.

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