Sonntag, 22. Dezember 2013

Im Osten, den 22.XII. 43 [Snamenka/Nikopol]




Im Osten, den 22.XII. 43 [Snamenka/Nikopol]

Liebe Mutter u. Kick!

Am 4. Adventssonntag begann der Russe seine Weihnachtsoffensive, seit
diesem Tag sind wir nun in schwerem Einsatz. Ich hatte dadurch die leten
Tage und Woche überhaupt keine Zeit für zu schreiben, zudem hatte ich
kein Kuvert od. Feldpostbrief mehr. Vor ein paar Tagen bekam ich nun 2100 gr. Päckchen mit Batterien und gestern bekam ich das erste Weihnachtspaket von Euch vom 9.XI.43 welches zwar wie Ihr schreibt als zweites abgegangen ist. Die Post geht ja alle durcheinander und kann man sich nicht nach richten. Ich habe das Päckchen gleich mit Thoma vertilgt damit nicht eventuell mal dem Russen was in die Hände fallen könnte. [Seite 2] Thoma hat auch heute zwei Päckchen bekommen und haben wir darauf auch schon einen Angriff unternommen. Wir wollen mal richtig ein Schlemmerleben führen da man nie weiß, wie lange man noch seine gesunde Haut hat. Wir sind hier im vielgenannten Brückenkopf von Nikopol auf den der Russe immer wieder drückt um ihn wiederzugewinnen. Augenblicklich sind die Angriffe so stark wie nie. Der kleine Peter Schäfer aus Werthoven wurde auch vorgestern verwundet und liegt irgendwo im Feldlazerett. Viele Kameraden sind schon diesen Weg gewandert, es ist aber besser als wenn sie in Russenhand fallen oder gar ihr Leben lassen müßen. Über diese Sachen kann man schlecht schreiben, das muß man mal wenn man hier gesund herauskommt erzählen. Es gibt jedenfalls Sachen in so einem Krieg, wenn  man sich das überlegt, furchtbar. Da fallen oft die besten der besten als wenn ein Menschenleben nichts wert wäre. Mir geht es trotz allem jetzt gesundheitlich noch recht gut, ich habe einen guten Apetitt und bin noch kerngesund. Ich hatte aber auch noch nicht die geringste Erkältung, trotzdem es jetzt mittlerweile ganz nett kalt geworden ist. Gottseidank haben wir gute dicke Wintersachen, sodas wir nicht zu frieren brauchen. Das wichtigste im kalten Rußland sind Filzstiefel worin man niemals kalte Füße bekommt auch wenn man ein paar Stunden in der Kälte ist. Jeder Mann hat zum Glück ein paar Filzstiefel bekommen was wirklich prima ist. [Seite 3] In ein paar Tagen ist nun Weihnachten, hoffentlich liegen wir dann wieder in Ruhe und nicht mehr wie augenblicklich in behelfsmäßigen Quatieren. Der Russe will uns scheinbar das Weihnachtsfest verderben und ist auch auf dem besten Wege dazu. Hier hat er nun in den letzten ruhigen 14 Tagen wieder allerhand hingezogen und greift dadurch jetzt verdammt stark an. Aber ich denke doch das wir ihn schon zurückhalten. So nun will ich für heute schließen, ich grüße Euch alle recht herzlich und wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest, beziehungsweise gehabt zu haben, in alter Frische und Gesundheit Euer

Albert

Wenn Ihr mal eine Dynamotaschenlampe für Thoma organisieren könntet wäre ich Euch dankbar. AJ

Anbei ein paar Luftpostmarken!

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