Donnerstag, 22. August 2013

Sonntag, der 22.8.1943 in Italien





[``Sowas armes, primitives wie das italienische Volk habe ich noch nicht gesehen.'' Es ist mir nicht ganz klar, was Ihn zu dieser Erkenntnis getrieben hat. V.a. weil sich diese Ansicht nicht im Laufe der nächsten Briefe bestätigen läßt. Sicherlich war das Verhältnis zwischen Italienischen und Deutschen Truppen nach der der Verhaftung Mussolinis und der Landung der Alliierten in Sizilien und etwas angespannt.]


[Italien [Mantova], den 22.VIII.43]

Liebe Mutter + Christel!

Hitze - Hitze - Weintrauben und nochmals Hitze, das ist so mein erster Endruck von Italien. Wir sind seit ein paar Tagen nun hier, genau den Ort darf ich nicht schreiben ist aber zieml. Oberitalien. Die Hitze ist so, das wir von morgens 11 - mittags 4 Uhr nichts tun. Ein paar Schritte von uns fort ist ein Fluß, welcher gerade bis zum Bauchnabel geht, darin suchen wir Zuflucht wenn es nicht mehr auszuhalten ist. Das Land ist hier ganz flach, Wald gibt es keinen dafür sieht man soweit das Auge reicht Weintrauben über Weintrauben. Sowas armes, primitives wie das italienische Volk habe ich noch nicht gesehen. Damit wir Italien nicht auskaufen sollen können wir uns kein Geld von Zuhause schicken lassen. Kreditscheine gelten hier nicht, also ist man auf den Wehrsold den wir in Lire bekommen angewiesen. Also Geld braucht ihr mir keins mehr zu schicken, oder wenn schon, dann italienisches. Päckchen kann ich Euch und könnt Ihr mir keine mehr senden oder nur bis 100 gr. Das sind so einige Bestimmungen von Italien. [Seite 2] Man muß sich freundliches darein finden solange es noch dauert. Man erwartet ja etwas . Ich bin mal gespannt wie sich mit Italien das auswirkt. Wenn ich jetzt nicht mehr soviel schreibe wie in Fr. so müßt Ihr entschuldigen, der Schweiß tropft mir jetzt schon wieder runter und dann die verdammten Fliegen. Wenn man so durch die fremden Länder kommt sieht man erst wie schön Deutschland ist. Deutschland ist das schönste Land was es gibt, Italien könnte mir nicht gefallen wenigstens der hiesige große Teil. Kärnten war der Himmel dagegen. Aber in meinen Jahren ist es interessant herum zu kommen und was zu erleben. Vater ginge hier bestimmt ein. Pflanzen tun die Leute außer Weintrauben noch viel Mais, Zuckerrohr, Feigen und Melonen. Unsere dicken Uniformen kann man kaum anziehen hoffentlich gibt es bald Tropenuniformen. Es ist gut das ich die Ledersandalen mitgenommen habe, wir sind nämlich nur in der Turn + Badehose. Für heute nun Schluß und recht herzl. Grüße von Eurem noch gesundem jetzt aber schwer schwitzendem

Albert

Jetzt heißt es nicht mehr Bon schur (Fr.) sondern Bona sera (It.) Guten Tag

[Randnotiz]
Übrigens sind die Mädchen hier 100% besser wie in Frankreich. Ihr könnt die Briefe ja an Vater weitergeben. In einem 100 gr. Päckchen könnt Ihr mir ein It. Wörterbuch schicken, es braucht nur ganz klein sein.

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