Meine Mutter sagte mir (vielleicht ein wenig vorwurfsvoll), dass mein Opa im 2. Weltkrieg fast jeden Tag nach Hause geschrieben hat. Egal wo er war. Das konnte ich mir nicht vorstellen und jetzt -- obwohl ich den Ordner voller Briefe vor mir liegen habe, eigentlich auch nicht so richtig.
Dienstag, 16. Oktober 2012
Freitag der 16.10.1942 in Iserlohn
[Iserlohn, den 16.X.42]
Liebe Mutter + Christel!
Bin nun seit zwei Tagen fort und ich hoffe, dass noch alles bei Euch klappt und auch weiterhin klappen wird. Wir sind Mittwoch von der Ermeheilkaserne nach 2 1/2-stündiger Hin + Herlauferei in der Kaserne nach dem Dreikaisersaal gegangen wo wir die Nacht auf Strohsäcken auf der Erde geschlafen haben -- ungefähr 150 Mann. Am anderen Morgen um 6 Uhr Wecken. Kaffeetrinken auf dem Bahnhof und 8:30 Uhr Abfahrt über Köln - M. Gladbach - Düsseldorf - Dortmund nach *Iserlohn* 15:30. In Iserlohn Abmarsch zur Seylitzkaserne wo wir nach der Kartei- und sonstiger Papierkramerei dann noch gegen Abend eingekleidet wurden []. Essenempfang- in die Stuben - Zeug in die [Seite 2] Spinde und dann sofort in die Betten. Wir haben schöne neue Feldgraue Uniformen bekommen und überhaupt auch sonst alles was man irgendwie braucht [], z.B. allein 5 verschiedene Bürsten - zwei Hemden - zwei Unterhosen - 3 Paar Strümpe usw. usw. Essen ist ganz gut (militärisch) und auch genug. Ich liege auf der Bude mit Heeg - einem von Schweinheim [Heute ein Stadtteil von Bonn, damals Teil von Bad Godesberg (1969 eingemeindet)] - ein paar Bonner und ein paar aus der Eifel, jedenfalls ein ganz toller Humor und bekommt uns so leicht bei dieser Kameradschaft keiner bei. Bis Montag haben wir fast überhaupt keinen Dienst aber dann fängt die Schleiferei an. Nun bis dahin sendet Euch die herzl. Grüße
Euer Sonni!
[19421016, MC, Iserlohn, Einberufung, Dreikaisersaal, Seylitzkaserne, Willy Heeg]
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