Samstag, 17. Mai 2014

Rumänien, den 17. Mai 44





Rumänien, den 17. Mai 44

Liebe Mutter u. Kick!

Erhielt gestern Euern lieben Brief vom 8/V Nr. 28 und eine Karte von Kick vom 30/IV wofür ich Euch herzlich danke. Die Post geht jetzt ja prima und könnt Ihr wohl sicher nicht über zu wenig Post von mir klagen. In den nächsten Tagen sollen auch Päckchen hier ankommen, sogar noch welche vom Januar, vieleicht das mein Päckchen vom 16/II dabei ist. Im Augenblick habe ich eine altbekannte Beschäftigung und zwar fahre ich einen Volkswagen beim Abtl. Stab. Es ist der Volkswagen des Stabsarztes dessen Fahrer für ein paar Tage zu einer Verhandlung weg mußte. Sehr schöner und angenehmer Posten, der Stabsarzt fährt doch seltener weg und in der Zwischenzeit kann ich machen was ich will. In meiner Schwadron wurde ein Volkswagenfahrer gesucht und da ich schon früher gefahren habe, mußte ich den Wagen für einige TAge übernehmen was ich natürlich aus Abwechslung mal wieder gerne tat.
Heute erfuhr ich das der Oberschirrmeister (Rang eines Oberfeldwebels) den ich ganz früher im Volkswagen fuhr, wegen Feigheit vor dem Feind zu einem Jahr Gefängnis und zum Pz. Gren herabdegradiert worden ist. Damals Anfang März als der Russe bei uns durchgebrochen war, wurden auch sämtliche Troßteile nach vorne eingesetzt und so mußte alles Spieß, Waffenmeister und natürlich auch der Oberschirrmeister mal mit nach vorne. Der Spieß hatte ja schon lange das E.K. I und war das wür den nichts neues aber der Oberschirrmeister der noch nicht einen Russen vorne gesehen hatte hat beim Angriff immer die Sprünge anstatt vorwärts, rückwärts gemacht und hat sich in einer Gruppe die ein  Obergefreite führte als ganz großer Feigling erwiesen (Uffz. Bohm ist bei diesem Angriff verwundet worden als Gruppenführer). Er wollte während dem Angriff nach hinten gehen und Nummern von Fahrzeugen aufschreiben. Waffenmeister Oskar Thoma hat natürlich die ganzen Angriffe als Zugführer mitgemacht und hat auch jetzt das Panzersturmabzeichen mit mir bekommen. Feigheit vorm Feind wäre aber auch das letzte war ich mir nachsagen ließe, als richtiger Junge ist man aber auch beim Angriff so mitgerissen das man Feigheit nicht kennt und es nur vorwärts geht, Vorsicht gehört natürlich sowieso dazu, man muß eben wie Winnetou der Unsichtbare sein, immer schön klein machen und wenig sehen lassen. Ich habe immer neben dem Gewehr noch einen ordentlichen Spaten gehabt und habe bei jeder Gelegenheit ein ordentliches Schützenloch gebuddelt. Der Spaten ist hier übrigens oft wichtiger wie das Gewehr wenn die Ari schießt oder Flugzeuge angreifen, zudem ist schöner weicher Boden hier.
Ich gratuliere Leni recht herzlich zum Kriegsverdienstkreuz was sie sich wirklich verdient hat.
Die Post nach Norwegen geht auch sehr schlecht, das merke ich nämlich auch da meine Briefe erst nach Monaten bei Vater ankommen.
Ob wir mein Bett bei meinem Urlaub in das Büro stellen, darüber brauchen wir uns noch nicht den Kopf zu zerbrechen, die Urlaubsaussichten sind leider sehr schlecht. Sobald wir irgendwo weg sind bricht der Russe durch und daher sind wir nicht gut entbehrlich, da kann man ja eigentlich stolz drauf sein, aber was nützt der Stolz wenn der Urlaub wegbleibt. Ganz wenige fahren ja jetzt wieder aber die waren auch über ein Jahr nicht mehr zu Hause, nun vieleicht geht es doch mal schneller wie man denkt, hoffen wirs beste.
Uns wurde hier vorgelesen wir sollten nicht zweifelhafte Bemerkungen über die Vergeltung machen, sondern auf unseren Führer vertrauen, der würde den Tag zum Beginn der Vergeltung schon bestimmen und sie würde kommen und wie. Dieses könnten wir auch nach Hause schreiben. Hoffen wir das beste, damit wir bald wieder gesund und im Frieden zusammenkommen, das kann man sich bald nicht mehr vorstellen wie schön das wär was?
Nun grüße ich Euch zum Schluß recht herzlich wie immer frisch u. fröhlich Euer
Sonny

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